6 Apr 2014

Atlantiküberquerung

Geschrieben von florian

Nach dem Monat, den wir auf den Kapverdischen Inseln verbracht haben, wurde es Zeit das große Ziel in Angriff zu nehmen. Sicher haben das vor uns schon viele gemacht. Aber nach wie vor musst du es „alleine“ machen. Dabei ist klar: zwei Menschen, ein Boot und das Meer und mit allem was in knapp drei Wochen passiert, muss diese Crew und dieses Schiff zurecht kommen.

Am 13. März, einen Tag vor meinem Geburtstag, sind wir am frühen Nachmittag aus der Bucht von Mindelo mit dem vagen Ziel St. Lucia gestartet. Wir kamen die erste Woche gut voran. Eine steife Brise bläht das ausgebaumte Vorsegel, das Großsegel ist im dritten Reff, damit es der Genua nicht zu viel Wind wegnimmt. Teils aber mussten wir auch die Segel kürzen, da der Wind in Böen 7 Bft. erreichte. Die Wellen steilten sich gewaltig bis zu vier Meter auf, wuchten uns hoch, um uns ein paar Sekunden zu tragen, damit wir jäh hinter ihr in Tal hinunter rauschten. Eine fortwährende Achterbahnfahrt. Faszinierend anzusehen, aber nervig auf die Dauer. Dieses Gleichmaß wird dann dummerweise immer wieder durch zwei, drei lustige Wellen unterbrochen, die nicht von hinten kommen, sondern in einem spitzen oder stumpfen Winkel auf das Boot treffen, Schüssen gleich an den Rumpf knallen, um die OOROS aus ihrer Bahn zu werfen.

Jetzt stellt Euch vor, täglich drei halbwegs zivilisierte Mahlzeiten dabei zu bereiten und zu essen… Dreimal hat mich alleine Eva’s gesunder Frühstückstee erwischt, von den blauen Flecken, hauptsächlich beim Zaubern in der Küche zugezogen, gar nicht zu reden.

Dann fielen Wind und Welle zusammen bis nicht mehr viel blieb um uns voranzubringen. Das haben wir genossen, zwar kamen wir kaum von der Stelle, aber die See tiefblau, eine leichte Brise sorgt für etwas Abkühlung und alles ist von einer tiefen trägen Ruhe erfüllt.

Nach zweieinhalb Tagen wurde es noch wärmer und die leichten Passatwölkchen wurden am Nachmittag zu immer höheren Wolkentürmen.

Wir spürten, dass daraus die gefürchteten Squalls werden könnten. So refften wir also abends das Vorsegel um noch voranzukommen, aber hoffentlich wenig genug Segel draußen zu haben dass es keinen Bruch gibt. Es passierte immer nachts. Eine dunkle Wand die wir auch kaum ahnen konnten (Neumond) kam von hinten heran. Plötzlich binnen Sekunden ein Heulen und Jammern und Starkwind, dann der waagrechte Regen.

Am nächsten Morgen etwas Wolken und Sonne, das Schiff vom Salz befreit. Es kann und es wird wieder von vorne beginnen.

In dieser Zeit haben wir viel gelesen oder Hörbücher verschlungen. Wenn ich mich wenig bewegen kann, lese ich gerne etwas das mit Wandern zu tun hat. So habe ich Hape Kerkelings Schilderung auf dem Jakobsweg gehört und Bill Brysons Picknick mit Bären, seine Wanderung über den Appalachian Trail in Nordamerika, gelesen.

Nach 19 1/2 Tagen laufen wir nachts um vier in die Rodney Bay Marina ein. Wir sind glücklich 🙂  und dankbar, es geschafft zu haben.

Das schwierigste ist das Losfahren, der Beginn von etwas Neuem. Darin liegt der Zauber und die Verheißung des Unbekannten.

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