8 Mai 2015

Fishfriday, Cricket, Turtelwatch und Küstenwanderung

Geschrieben von florian (St. George's, Grenada)

Was passiert so in Grenada in 4 Wochen, einer Insel mit etwa 107.000 Einwohnern, am Südrand der Westindischen Inseln? Das Cricketfieber bestimmt die Gespräche in den kleinen Publicbussen. Warst Du beim Cricketspiel? – Ja, beim Eröffnungsspiel. Doch so ganz erschließt sich dieses Spiel uns Bayern nicht. Einer wirft den Ball in Richtung des Schlagmanns, um drei schmale Pfosten hinter ihm zu treffen. Und der wehrt nur ab oder schlägt den Ball über das große Feld. Worauf das Gerenne nach dem Ball einsetzt. Wir haben auch einige in unserer Nähe gesehen, die das große Ereignis im NationalCricketStadion für ein kurzes Nickerchen genutzt haben.

Doch nicht nur die anderen laufen lassen – selber laufen ist Trumpf. So haben wir bei einer Küstenwanderung festgestellt, dass die beste Trinknuss diejenige ist, die man selbst gefunden und selbst geöffnet hat. Vor die größten Genüsse haben die Götter das eigene Engagement gesetzt. Nach so viel Aktivität haben wir uns dann vor dem Ende der Lobstersaison beim Fishfriday mit Lobster (Hummer) gestärkt. Je nach Größe ab 10 Euro. So werden jeden Freitag in Gouyave, einer kleinen Stadt im Norden, in einigen Gassen Stände errichtet und Fische, Meeresfrüchte und hiesige Gemüse frisch vom Grill angeboten.

Absolutes Highlight aber war vorgestern Nacht, als wir mit einer kleinen Gruppe unter Führung einer Naturschutzorganisation die Eiablage der größten lebenden Schildkrötenart beobachten durften. Auf ihren Wanderungen auch in gemäßigten Zonen legen sie im Laufe eines Jahres 5.000 km zurück. Schwarzen Bergen gleich, die aus der Brandung wachsen, in der Gischt vom schwachen Licht der Sterne beleuchtet, schleppen sich die bis zu 2,5 m langen Tiere an den Strand. So souverän und ruhig wie ein Fels, dabei so kraftvoll und charismatisch wie ein Wal arbeiten sich die bis zu 900 kg schweren Lederschildkröten den Strand hinauf. Dabei hinterlassen sie eine Spur wie die Ketten eines Panzers. Mit großer Präzision, nur mit den hinteren Flossen, wird ein ca. einen Arm tiefes Loch ausgegraben. Darin verschwinden um die 100 Eier. Große und kleinere, sogenannte Kisseneier, die die befruchteten Eier schützen sollen. Das Brüten übernimmt dann der warme Sand, in den sie gebettet sind. Der ganze Prozess vom Auftauchen bis zur Rückkehr ins Wasser kann 2 bis 3 Stunden dauern. Bei der eigentlichen Eiablage sind die Tiere so in Trance, dass eine Gruppe Tierbeobachter sie nicht stört. Auch ihren lederartigen Panzer und ihre paddelartigen Vorderbeine können wir berühren. Dieses Ereignis hat uns stark bewegt.

  • Logbuch-Suche

    oder
  • Logbuch-Archiv