12 Jun 2015
Leinen los!
Dietmar und Martina laden uns ein, mit ihnen einen kleinen Segelausflug nach Hog Island zu machen. Diese kleine Insel ist über eine Fußgängerbrücke mit dem Festland verbunden. Nur eine improvisierte Strandbar und eine ebensolche Bühne für gelegentliche sonntägliche Events gibt es hier. Wir verbringen dort einen feuchtfröhlichen Grillabend. Am nächsten Tag hat der Kater seine Krallen gewetzt. Gegen Wind und Welle mit nur einer Banane gegen den Restalkohol wird es eine ungemütliche Fahrt. Flau im Magen steuern wir der letzten ankerbaren Bucht im Süden Grenadas entgegen. Dort bereitet uns Martina ein opulentes Frühstück. Solcherart gestärkt wollen wir die Rückreise zu unserer Marina mit dem Bus antreten. Aber wir haben Glück: kaum an Land, werden wir auf der Ladefläche eines kleinen Pickup bis in unsere Marina gefahren. Die frische Luft, die in Orkanstärke um den Kopf bläst, tut uns gut.
Vor ein paar Tagen haben wir unser Schiff endlich wieder selbst bewegt! Wir werden mit Küsschen verabschiedet und aufgefordert, wiederzukommen. Doch zunächst wollen wir einfach nur weg und segeln entspannt so nah an der Küste wie es gefahrlos möglich ist. Ein Strand am anderen, nur unterbrochen von Felsformationen, zieht sich bis Point Salinas. Es ist der südwestlichste Punkt der Insel und gleichzeitig der Beginn der Landebahn des internationalen Flughafens von Grenada. Und tatsächlich schwebt vor uns eine kleine Maschine der DHL ein. Offensichtlich wird hier nicht gestreikt. Unser Ziel ist die traumhaft schöne Prickly Bay. Sie ist großzügig, umsäumt von Hügeln und Palmen bestandenen Stränden. Endlich wieder vom Schiff aus ins Wasser springen – einfach herrlich!
Mit Dietmar und Martina wandern wir auf der Halbinsel Westerhall Point. Hier reiht sich ein herrliches Anwesen an das nächste. Die Eigentümer haben sich verpflichtet, auf Zäune zu verzichten, entsprechend gleicht die Landschaft einem gepflegten Park. Hier haben wir zusammen unseren ersten Geo-Cache auf Grenada gefunden. Für alle, die es nicht wissen: Geo-Cache ist eine Art Schnitzeljagd, dabei sind an bestimmten Stellen verschieden große Behälter versteckt, in denen außer Papier und Stift sich kleine Dinge befinden, siehe hierzu die Fotos. Die Beschreibung des Caches kann man im Internet finden. Sie gleicht allerdings einem Rätsel.
Auf unserem letzten Wanderausflug haben wir auf der Werft die 18 Meter lange Apollonia wieder gesehen. Dieses ehemalige Ausbildungsschiff, früher „Wappen von Bremen“ erreichte vor Jahren traurige Berühmtheit. Der damalige Eigener der Apollonia möchte sich zusammen mit seiner Freundin in der Karibik als Charterskipper selbständig machen. Beide haben kaum Segelerfahrung, deshalb holen sie sich Hilfe an Bord durch ein Pärchen und zwei junge Männer, die für die Überfahrt in die Karibik als zahlende Gäste an Bord kommen. Alle sechs könnten unterschiedlicher nicht sein. Durch Fehler bei der Schiffsführung und Rechthaberei auf der anderen Seite eskaliert schließlich, auch bedingt durch die psychischen Herausforderungen und die beengten Verhältnisse an Bord, die Situation. Einer der beiden Chartergäste wird schwer verletzt, das Eignerpaar erschossen und über Bord geworfen. Durch eine passende Story, die den Behörden auf Barbados vorgelogen wird, kommt der Täter zunächst davon. Der Rest der Mannschaft wird mit Morddrohungen gefügig gemacht. Doch schließlich nach einem Jahr wird dem Täter in Deutschland der Prozess gemacht. Näheres kann man auch in einem Artikel der Welt am Sonntag (google) oder dem Roman von Hympendahl „Logbuch der Angst“, das auch verfilmt wurde, nachlesen.
Für das Wochenende ist Starkwind angesagt und regnen soll es aus Kübeln.