Die Abfahrt aus Marigot Bay fällt uns nicht leicht. Angeblich ist es zwar ein recht sicheres Hurricanhole, aber bis Ende November in dieser kleinen Bucht bleiben? Nein, wir haben noch andere Pläne, wollen die Hurricansaison im Süden Grenadas verbringen.
Also ausklarieren, Leinen von der Muringboje lösen und los. Der Übernachtungsstopp vor Anker bei den Pitons gehört für uns zum „Pflichtprogramm“. Am nächsten Tag um kurz vor 6 in der Früh geht’s los zur nächsten Insel St. Vincent, wo wir in Chateaubelair (wie dieser hochtrabende Name zu dem winzigen Ort passen soll – keine Ahnung) einklarieren wollen. Gleich nachdem der Anker gefallen ist, ziehe ich mich um – man soll ja immer ordentlich gekleidet zu den Behörden gehen – und wir steigen ins Dinghi, um damit an Land zu fahren. Wellen brechen sich am Strand, uns ist etwas mulmig, aber was hilft´s. Also mit Schwung das letzte Stück Richtung Land, Motor vorher hochstellen, damit die Schraube nicht im flachen Sand hängenbleibt und dann – tja dann läuft alles anders als geplant: Was wir vorher nur aus Erzählungen von anderen Seglern kennen, wird nun bei uns Realität, das Dinghi wird von einer Welle hochgehoben, die sich am steilen Strand bricht oder soll ich besser sagen über uns herbricht und dem Dinghi und damit auch uns zu einem spektakulären Purzelbaum verhilft. Wir sind soweit noch ganz heil und über den Strand kommen gleich Einheimische gelaufen, um uns zu helfen. Triefend nass und schockiert stehen wir da wie die begossenen Pudel. Meine Sonnenbrille hat sich verabschiedet und sich ohne Abschiedsgruß dem Meer angeschlossen. Zum Glück haben wir alle Unterlagen zum Einklarieren in unserem wasserdichten Rucksack, aber tropfnass bei den Behörden antanzen? Scheint mir unmöglich, aber wieder zurückfahren, umziehen und nochmal anlanden ist auch nicht sehr verlockend. Einer unserer Helfer meint, es handelt sich um einen Notfall, „emergency“, und es sei kein Problem, nass und mit schwarzem Sand beklebt beim Zoll vorstellig zu werden. Gesagt, getan. Ein netter Einheimischer begleitet mich zum Zoll – dorthin hätte ich unmöglich selbst gefunden, ich will schon umdrehen, weil es mir schon seltsam vorkommt, von einem fremden Mann in einen Hinterhof geführt zu werden. Aber tatsächlich sehe ich vom Hof aus das Schild „CUSTOMS“ am Geländer im 1. Stock hängen. Es ist hier alles etwas unkomplizierter, die zuständige Dame muss sich erst was Anständiges anziehen, bevor ich die Außentreppe zu ihrem Büro darf. Dafür stört sie sich auch nicht an der schwarzen Sandpfütze, die ich in ihrem eher provisorischen Zollbüro hinterlasse. Erste Hürde geschafft. Jetzt noch zur Polizei, die für den Stempel im Pass zuständig ist. Auch hier sorge ich für den nassen Sandkleks, was mir aber vom netten Officer mit einem Lächeln verziehen wird.
Immer noch leicht triefend mache ich mich auf den Weg zurück zum Strand. Dort stehen etwa 8 Einheimische um den Außenbordmotor rum, der aufgrund des Salzwassers nicht mehr anspringen will. Doch viele helfende Hände, ein Eimer voll Frischwasser und Einer, der Ahnung hat, bringen den Motor wieder zum Schnurren. Beim nächsten Mal weiß Florian, wie´s geht – auch wenn wir das hoffentlich nicht nochmal brauchen! Jetzt nichts wie zurück auf´s Schiff, eine Runde schwimmen, um die Anspannung loszuwerden, und dann eine schöne Frischwasserdusche. Die verkneifen wir uns sonst und ledern uns nur ab, um Wasser zu sparen, aber heute ist ein echter Sonderfall.
Die Weiterfahrt am nächsten Tag birgt auch so ihre Tücken. Wir wollen nach Bequia, der nördlichsten Insel der Grenadinen, als beim Reffen der Genua die Leine klemmt. Chaos, der Wind wird immer stärker und wir können das Segel nicht reffen, geschweige denn bergen. Nach unzähligen Flüchen, ziehen und zerren klappt es dann endlich doch und wir kommen gut in der Admirality Bay auf Bequia an. Hier liegen wir jetzt seit ein paar Tagen an der Muring, morgen soll es weitergehen. Vorausgesetzt, Florian´s Knie ist bis dahin abgeschwollen. Vom Purzelbaum und dem Segelchaos ist es ziemlich mitgenommen, wohingegen die Striemen am Bauch, die ausschauen wie vom Kampf mit dem Grizzly, in Wirklichkeit aber Andenken an die unglückliche Dinghianlandung sind, gut verheilen.
Für in 2 Wochen haben wir einen Platz in der Marina im Süden Grenadas gebucht und dazwischen liegen noch so viele schöne Inseln! So haben wir beschlossen, die nächste Saison noch hier im Süden zu verbringen, damit wir uns für die Schönheit hier Zeit lassen können. So zumindest der Plan…..