1 Mrz 2014

Insel im Aufbruch

Geschrieben von florian (Mindelo, Kapverden)

Inzwischen haben wir unsere Batterien wieder aufgeladen, soll heißen, das Schlafdefizit ist ausgeglichen, die Hohlräume in unseren Mägen gefüllt. Genug süße Teilchen und viel Arroz de Marisco (leckerer Reis mit Meeresfrüchten) gegessen. 

Um der wunderbaren Wanderinsel Santo Antão einen Besuch abzustatten, haben wir, wieder einmal, die ARMAS-Fähre genommen, um bequem über den starkwindgepeitschten Kanal zwischen den Inseln überzusetzen. Während viele Passagiere im Akkord ihre Speibsackerl gefüllt haben, konnten wir die Fahrt wirklich genießen. Schön, wenn es einen nichts angeht. Mit dem Leihwagen sind wir auf kopfsteingepflasterten Straßen durch die bezaubernde Bergwelt gefahren. Spontan dachten wir uns: so war es wohl auf Madeira vor 70 Jahren. Hie und da eine grasende Kuh auf terrassiertem Feld, winkende Bergbewohner am Straßenrand. Für Kinder hatten wir immer ein paar Bonbons übrig. Dann sind wir die Hänge auf Santo Antão rauf und runter marschiert, bevor es mit der Fähre wieder zurückging. Und jetzt scheint auch noch das Wetter kommende Woche einen guten Start zu versprechen.

Aber jetzt ist Carnaval auf Mindelo. Rhythmus und Musik ist schon den Kleinen in die Wiege gelegt. Entsprechend geht es hoch her, zu jeder Tages- und Nachtzeit sind Umzüge und Trommelgruppen unterwegs. Wir tauchen ein in echten, ursprünglichen Karneval, ohne vorrangig den Kommerz und Tourismus zu bedienen. Überhaupt sind die Inseln für ihre lebhafte Musikszene bekannt, so kommt es, dass wir fast jeden Abend, an dem wir ausgehen, irgendwo Livemusik genießen können.

Es tut sich was auf den Kapverden. Von Seglern wurde uns gesagt „da könnt ihr euch nicht verproviantieren, dort gibt es nichts“. Ganz so ist es nicht mehr, jedenfalls auf São Vicente. Auf den Märkten herrscht reger Handel mit Obst und Gemüse, auch gelten die Gewässer um die Inseln als fischreich. Es wird repariert und gebaut – eine Insel am Rande des Aufbruchs. Einige kleine Supermärkte runden das Angebot ab. Hier gibt es pasteurisierten Joghurt, der hält ein Dreivierteljahr ohne Kühlung, was will man mehr?

Gerade wieder ist Harmattan – ein Wüstenwind aus Afrika mit jeder Menge Sand im Gepäck. Die Sonne ist nur noch ein Schemen und das Schiff sieht aus, als wären wir direkt durch den Sandkasten gepflügt. Die Stimme ist belegt und man muss viel trinken – nur Wasser versteht sich 😉

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