20 Aug 2011

Überfahrt nach Porto Santo

Geschrieben von eva

Endlich ist es soweit: Wir setzen wieder Segel mit Kurs 240°, direkt nach Porto Santo bei Madeira. Vilamoura als Absprunghafen auszusuchen war eine gute Entscheidung. Hier ist es so laut und touristisch, so dass wir froh sind, endlich wegzukommen. Doch unserem Motor gefällt es hier scheinbar, er streikt erstmal. Na toll. Florian findet aber gleich die Ursache, der Dieselfilter ist zu und er muss nur den Schalter auf den 2. Filter umstellen. Schon schnurrt unser Ford-Motor wieder brav.

Wir wollen an der Tankstelle nochmal Halt machen, um unseren Dieselvorrat aufzustocken. Der Marinero bedeutet uns, an einer anderen als der von uns ausgesuchten anzulegen. Gleich darauf wissen wir auch warum: eine große Motorjacht möchte ihren Tank vollmachen: 6.000 Liter Diesel! Da bekommen wir mit unseren 100 Litern, die wir nachtanken, natürlich nur den kleinen Anlegeplatz. Auch gut. Wir vollführen ein wahres Schiffsballett, denn wir müssen umkehren, die große Jacht dreht, von der anderen Seite kommen auch noch Schiffe und irgendwann ist dann endlich jeder da, wo er hinwill oder hinsoll…

Nach diesem kleinen Intermezzo geht es dann aber wirklich los. Die Sonne strahlt warm vom Himmel – ein perfekter Tag. Fast. Der angesagte Wind aus Nord kommt in Wirklichkeit aus Südwest, also aus der Richtung, in die wir wollen. Kursänderung, 180° – direkt nach Süden. Wird schon drehen, bevor wir in Afrika sind… Tatsächlich, die Vorhersage hat dann doch recht und wir können Kurs auf Porto Santo nehmen.

Ist es die Aufregung, dass wir 4 Tage Segeln vor uns haben oder dass der Kurs gleich nicht stimmt? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass mir ziemlich übel ist. Die kurz zuvor eingenommene Tablette geht zusammen mit dem „Fischfutter“ über Bord, gut, dass wir noch ein Pflaster gegen Seekrankheit haben. Das wirkt ziemlich schnell und ab da müssen die Fische wieder selber nach Nahrung suchen.

Der Wind nimmt ziemlich zu, die Wellen auch und so sitzen wir dick verpackt im Cockpit, müssen immer wieder einen Schwall Wasser über uns ergehen lassen, der entweder vom Vorschiff oder direkt von der Seite über uns herfällt. Die Gischt spritzt hoch bis ins Segel und überzieht das ganze Schiff mit einer Salzkruste. So hatten wir uns das eigentlich nicht gedacht, aber wir nehmen´s gelassen und machen das Beste daraus.

Vor allem die Freiwache hat ein ganz besonderes „Klangerlebnis“: während das Schiff in die Wellen eintaucht, hört es sich im Innern so an, als würde unsere OOROS die Treppe runterfallen. Wüssten wir nicht, dass unser Schiff so stark und zuverlässig ist, könnte uns angst und bang werden. Die Geräusche bei starkem Seegang sind wirklich vielfältig. Zu den lauten Tönen kommt auch noch das Wispern und Murmeln dazu. Ich fange langsam wirklich an, an Klabautermänner zu glauben! Dazwischen immer wieder ein echtes Fluchen, wenn wieder mal eine Welle über meinen Kapitän hergefallen ist.

Am nächsten Tag beruhigt sich das Wetter wieder und es ist so, wie wir uns die Überfahrt gewünscht haben. Optimaler Wind, ruhige See, ab und zu ein großes Schiff, das meist in großem Abstand an uns vorbeifährt. Ich habe das Gefühl, wir treiben auf einem riesigen, randvollen Suppenteller. Wohin ich auch schaue, überall Wasser und die Illusion einer riesigen Platte. Die Erde ist eine Scheibe? – keine Frage! Und egal, in welche Richtung oder in welcher Geschwindigkeit wir uns fortbewegen, wir bleiben immer in der Mitte.

Als ein riesiger Autofrachter an uns vorbeifährt, ruft in Florian über Funk an, um Wetterinformationen zu erhalten und ein bisserl zu ratschen. Der Funker der „Alliance of San Louis“ ist unterwegs in die USA und für einen kleinen Plausch gern zu haben. Mittendrin sagt er, dass eine Lady versucht, uns über Funk zu erreichen. Wir hören sie nicht, so spielt er mit seinem „großen“ Funk den Vermittler und es stellt sich heraus, dass es sich um Lisa und Sven von der Randivåg handelt! Unglaublich – so eine Überraschung! Der Vergleich der Positionen ergibt, dass sie ca. 100 Seemeilen vor uns sind. Noch ein Grund mehr, uns auf Porto Santo zu freuen, haben wir die beiden doch vor gut 2 Monaten das letzte Mal gesehen!

So vergeht ein Tag nach dem anderen, uns geht es ausgesprochen gut, täglich gibt es eine warme Mahlzeit und wir genießen die Zeit sehr. So sehr, dass, als endlich der Ruf „Land in Sicht“ erschallt, die Überlegung kurz im Raum steht, direkt nach Lanzarote weiterzusegeln. Aber nein, im letzten Tageslicht erreichen wir den Hafen und genehmigen uns einen „Anleger“ in Form eines Bieres in der Hafenbar, da die Randivåg verwaist ist. Doch als wir zurück zum Schiff kommen, sind Sven und Lisa schon da und laden uns ein. Was für ein schöner Empfang!

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