4 Apr 2016

Auf und ab im Paradies

Geschrieben von eva (Le Marin, Martinique)

Das passt sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – Auf und ab am Vulkan, auf und ab der Gefühle und auf und ab des körperlichen Wohlbefindens.

Wir sind noch den Schreibrhythmus aus Grenada gewohnt, aber hier ereignet sich in kurzer Zeit so viel, dass es diesmal wohl ein längerer Bericht werden wird! Dietmar und Martina funken uns eines Morgens an, ob wir nicht Lust hätten, die Strände an der Südküste entlangzuwandern. Für sowas sind wir immer zu haben und schließlich finden wir uns zu acht in Ste. Anne ein, um die Wanderung zu starten. Die Strände hier sind wirklich ein Traum – weißer Sandstrand von Palmen umsäumt, fast schon kitschig. Doch für einen Badestopp bleibt fast keine Zeit, denn, was keinem (außer vielleicht Dietmar) von uns bewusst war, wir sind insgesamt über 17 km unterwegs. Doch es hat sich gelohnt!

Um noch mehr von Martinique zu sehen, mieten wir uns ein Auto und erkunden die Insel. Die Straßen sind europäisch gut, es herrscht Rechtsverkehr und die Verkehrsregeln werden zumeist beachtet. Ein großer Unterschied zu Grenada! Dort wäre ich nicht gerne gefahren, aber hier macht es mir wieder Spaß. Im Norden der Insel ist der Vulkan Montagne Pelée im Jahr 1902 ausgebrochen und hat die damalige Hauptstadt St. Pierre unter den Lavamassen begraben. Die Bevölkerung wurde damals mit Militärgewalt daran gehindert die Stadt zu verlassen, da der Gouverneur um die baldige Gemeindewahl fürchtete. Ein schrecklicher Fehler, der über 30.000 Menschen das Leben kostete. Nur einer hat das Inferno überlebt, er saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis seine Strafe ab. Im wiederaufgebauten St. Pierre mieten wir uns ein Zimmer in einem kleinen Hotel und genießen ein wunderbares Abendessen. Die französische Küche lässt uns dahinschmelzen! So wunderbar gestärkt machen wir uns am nächsten Morgen auf zum Vulkan. Man kann bis auf ca. 800 Höhenmeter mit dem Auto fahren, danach geht es zu Fuß weiter. Der Weg ist steil und geht über Stufen und Felsen bis zum Kraterrand auf etwas über 1.200 m. Leider ist es dort oben extrem windig und neblig und so verzichten wir auf den bei schönem Wetter sicherlich ausblickreichen Weg um den Krater und bis zum Gipfel. Das erweist sich im Nachhinein als gute Entscheidung, denn kurz bevor wir den Parkplatz erreichen, verliert Florian seine Schuhsohle! Wir möchten uns beide nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er mit nur einem intakten Schuh den steilen Weg wieder runtergehen hätte müssen.  

Eine weitere Wanderung führt uns zum sogenannten Sklavenweg. Entlang eines künstlich angelegten Wasserweges geht es teilweise nur auf einer schmalen Mauer am Hang entlang. Links Wasser, rechts Abgrund – wer da nicht schwindelfrei ist, hat hier schnell ein Problem! Aber an und für sich ist der Weg ähnlich wie die Waalwege in Südtirol oder die Levadas auf Madeira. Mal abgesehen von der Vegetation und der Fauna natürlich! Am Ende des Weges machen wir Brotzeit und kehren für einen Espresso in ein kleines Lokal ein. Es ist voll ausgebucht, aber wir finden noch Platz am Tisch der Chefin, die mir die kleine Loevanne in die Hand drückt, um unsere Bestellung weiterzugeben. Die Kleine ist 6 Monate alt und wir finden uns auf Anhieb sympathisch!

Unser Ankerplatz liegt etwas abseits zwischen Riffen hinter einer Landzunge. Anfangs liegen noch unsere österreichischen Freunde von der Selivra, der Mauna Loa und der Tifricat hier. Die Selivra ist wieder nach Grenada gesegelt, die Mauna Loa in den Norden und die Tifricat liegt auf der anderen Seite der Landzunge, da sie zwischenzeitlich Besuch bekommen haben. Auch die neu kennengelernte Crew der PIA ist schon wieder weg. Doch einsam ist man hier nie: letztens erst haben wir uns lose mit 2 Seglerpaaren in Ste. Anne verabredet und zum Schluss waren wir 12 Leute! Neue und bekannte Gesichter – die Seglergemeinde ist groß. Ein auf und ab der Gefühle – Wiedersehen, Neukennenlernen und Abschied, für lange Zeit oder nur vorübergehend, Lachen und Weinen, alles ist dabei.

Momentan ist es bei uns ruhig. Florian hatte vor ein paar Tagen einen üblen Hexenschuss, den er jetzt mit Salben und Tabletten auskuriert. Und mit meiner Fürsorge natürlich! Soweit ich zwischen schiffputzen, Sonnensegel austauschen, kochen, abspülen, mit dem Dinghy zur Apotheke fahren und was sonst so noch alles anfällt, überhaupt dazukomme. Aber es gab noch keine Beschwerden 😉

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