29 Jul 2012

Im Haifischbecken

Geschrieben von eva

Seit unserem letzten Eintrag waren wir ZWEIMAL beim Segeln! „Na ja“, werden jetzt einige von Euch sagen, „das ist ja auch schon 3 Wochen her und für Langzeitsegler ist das doch normal“. Weit gefehlt! Im Englischen heißt es „Live-a-boarder“, frei übersetzt „An-Bord-Lebende“. Das trifft unsere Art zu reisen und zu leben viel besser. Wir segeln, um von einem Ort zum anderen zu kommen, dazwischen leben wir an Bord. Und damit sind wir absolut kein Einzelfall: kaum einer der Segler, die wir unterwegs kennengelernt haben, segelt einfach mal so raus. Der Aufwand ist viel zu groß: bis alles startklar ist, vergeht minimum 1 Stunde. Und abends landet man wieder im gleichen Hafen… Wir machen Landausflüge mit dem Bus oder Leihwagen oder genießen einfach die Umgebung. Dazwischen gibt es natürlich auch immer wieder was am Schiff zu machen, erst letztens habe ich unsere Flaggen gekürzt, da sich der Wind ziemlich daran zu schaffen macht und die Enden in Fetzen davonhingen. Aber zurück zum Thema: Wohin sind wir denn eigentlich gesegelt?

Um dem stetigen und nervigen Wind in San Sebastián zu entfliehen, sind wir gemeinsam mit unseren schwedischen Freunden nach Vueltas auf die andere Seite von La Gomera gesegelt. Dort kann man nur ankern oder ohne Steg an der Hafenmauer liegen. Ankern wollten wir eh mal wieder und so haben wir den Anker in der sehr geschützten Bucht von Vueltas fallenlassen.

In dieser Zeit fand hier die Fiesta del Carmen statt, in der die Statue der Schutzheiligen der Fischer in einem reich geschmückten Fischerboot mit einer großen Prozession hinaus auf´s Meer gefahren wird. Da durften wir natürlich nicht fehlen! Lisa und Sven haben uns eingeladen, gemeinsam mit dem Dinghi mitzufahren. Nun ist so ein Dinghi nicht besonders groß, aber wir haben trotzdem gerade reingepasst. Gut behütet (sh. Foto) sind wir der Prozession gefolgt, wobei Lisa und ich die Herren mit vollem Körpereinsatz vor Spritzwasser geschützt haben. Als Ausgleich hierfür hat mich Florian bei der folgenden Feier vor einem (fast) zahnlosen Alten beschützt, der unbedingt mit mir tanzen wollte.

Der Ankerplatz in Vueltas ist windmäßig herrlich ruhig und wir haben darüber gesprochen, wie froh wir sind, dass wir nicht die heftigen Böen haben, von denen uns andere Segler berichtet haben. Das ist natürlich immer gefährlich: prompt traf uns nachts um 3 eine heftige Böe. Das Dumme war nur, dass wir Wäsche auf der Reling hängen hatten. Florian ist rausgestürmt und ihm sind auch gleich 2 Kleidungsstücke davongeweht. So hat er denn spontan ein nächtliches Bad genommen, damit ich auch weiterhin was zum Anziehen habe. Das ist wahre Liebe!

Andererseits hat es auch ziemlich geschaukelt, da einiges an Schwell in die Bucht lief. Hatte ich vorher gedacht, die Zeit der blauen Flecken sei vorbei, so habe ich mich gründlich getäuscht. Man glaubt ja gar nicht, wie es einen auf einem stehenden Schiff rumhauen kann!

Lange Zeit dachten wir, das mit den Haien in Vueltas wäre wirklich eine Mär, bis ich morgens beim Frühstück die typische Rückenflosse auftauchen sah. Natürlich war die Aufregung groß und wir haben kräftig Ausschau gehalten, ob wir einen der Haie (es waren insgesamt 4) auch mal aus der Nähe sehen. Und tatsächlich ist einer recht nah an uns vorbeigeschwommen, so dass wir die Geschichte mit dem Hammerhai jetzt absolut bestätigen können. Mit einer Länge von ca. 2 Metern dürften diese Haie dem Menschen nicht gefährlich werden, aber man weiß ja nie… Die nächsten Schwimmausflüge waren dann immer nur ganz nah an der Badeleiter. Was uns an diesem Tag fast noch mehr fasziniert hat, war die Gruppe Delphine, die auch in die Bucht kam und munter auf Jagd war. Es ist die Zeit der Bonitos und Sardinen, ein Leckerbissen für alle Jäger der Meere.

Nach etwas über 2 Wochen vor Anker haben wir dann beschlossen, dass es wieder Zeit für einen Hafen wäre, auch wenn Wasser und Strom noch lange nicht zur Neige gegangen waren. Und so sind wir jetzt in Puerto de Tazacorte auf La Palma.

Doch davon beim nächsten Mal mehr (für heute ist es wirklich genug Text, oder?)

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