26 Mai 2011

Nachtfahrt nach Nazaré

Geschrieben von eva

Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, habe ich vorgeschlagen, den nächsten Schlag etwas zu verlängern und eine Nachtfahrt nach Nazaré zu machen. Gesagt, getan: am Samstag, den 21. Mai, starteten wir gemütlich um die Mittagszeit. Wind und Welle waren gemäßigt angesagt. Doch was Florian vor einiger Zeit schon von einem Segler gehört hatte „schlimmer wird´s sowieso“, bewahrheitete sich (auch) diesmal: Aus den vorhergesagten max. 19 Knoten Wind wurden bis zu 25 Knoten (ca. 45 km/h), was bei bis zu 3 Meter Welle ganz schön unangenehm werden kann. Aber zumindest konnten wir, abgesehen von Hafenaus- und -einfahrt, alles segeln! Das 1. Mal seit längerer Zeit.

Diesmal war ich ganz zuversichtlich hinsichtlich meiner Seekrankheit. Und tatsächlich: ich hatte absolut keine Probleme, bis…. Aber der Reihe nach:

Stark gerefft fuhren wir in den Abend hinein. Florian wollte schon um 8 Uhr abends die erste Freiwache (wachfreie Zeit) nehmen. Als er aber um 9 Uhr schon wieder auf der Matte stand, weil er absolut nicht schlafen konnte, versuchte ich mein Glück. Ich war sehr euphorisch, da ich „seegesund“ war und mit Wind und Welle gut zurechtkam. Es machte richtig Spaß zu beobachten, wie das Schiff und die Windfahnensteuerung mit den hohen Wellen, die meistens im Dreierpack anrollen, zurechtkamen. Aber was macht man nicht alles für seinen Käpt´n – also ab in die noch warme Koje. Doch sobald ich in der Koje lag, hörte ich die Bordgeräusche plötzlich ganz anders: Da scheppert es überall, wenn bei großen Wellen die Teller und Tassen in den Schapps rumrutschen, wenn Honig- und Nutellagläser gegen die Schiebetüren drücken, wenn in der Bilge (unser „Keller“) die Flaschen klirren. Auch hört man es plötzlich viel lauter, wenn an Deck in einer Böe die Leinen schlagen, wenn ein Segel flattert. Ich drehte in meinem Bett mehrere Runden: rechts, auf dem Bauch, links, auf dem Rücken und wieder von vorn. Und als ich dann endlich eingeschlafen war, der Ruf von meinem allerbesten Ehemann: „Wachablösung, aufwachen!“. Das war dann um eins in der Nacht. Nach einer halben Stunde Schlaf. Aber es hilft ja nichts. Als Belohnung kam dann der noch fast volle Mond durch die Wolkendecke und zeichnete eine breite silberne Spur auf das Meer. Das Licht war so hell, dass ich mich umsah, um das Fischerboot mit dem starken Scheinwerfer zu suchen. Aber es war nur mein nächtlicher Begleiter, der Mond, der mir den Weg wies.

Durch den Schlafmangel machte sich dann doch langsam die Seekrankheit bemerkbar. Zwar nur ganz leise, aber doch fühlbar. So war dann um Viertel nach 5 alle Euphorie verflogen, als ich Florian wieder aus den Federn holte, um nochmal knapp 2 Stunden Schlaf nachzuholen. Um halb 9 morgens erreichten wir dann glücklich Nazaré, wo wir von Kapitän Hadley begrüßt wurden. Mike, wie wir ihn als seine Freunde nun nennen dürfen, ist ein alter Seebär, der trotz körperlicher Gebrechen mit Würde und vor allem mit Herzlichkeit die Segler zum richtigen Liegeplatz lotst und auch sonst immer für uns da ist und stets für einen Plausch zu haben ist.

Von unserer Nachtfahrt gibt es verständlicherweise keine Fotos (zu dunkel und unruhig), dafür stellen wir Euch die wunderbaren Orte Nazaré und Óbidos, zu dem wir einen Ausflug gemacht haben, diesmal mehr mit Bildern als mit Worten vor!

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