10 Jun 2011

Unfreiwillige Nachtfahrt nach Cascais

Geschrieben von florian

Peniche lag voraus. Von Sally, Kapitän Mike und auch der Katze Misty haben wir uns verabschiedet, auch das OOROS-Logo an die Wand der Hafenmole gepinselt, wie es hier seit vielen Jahren Tradition ist, um zu zeigen, dass wir gerne hier waren. Luis und die anderen von der kleinen Bar werden uns in Erinnerung bleiben. Na gut, etwas Aberglaube ist auch dabei….

Peniche, nur 5-6 Segelstunden von Nazare, das sollte genügen – dachten wir. Aber es kam wieder ganz anders! Nach anfangs zu wenig Wind hatten wir dann zu viel und dankbar sind wir hinter der Landzunge, auf der Peniche liegt, in die Abdeckung gefahren. Aber der Besuchersteg war voll, zum Ankern kein Platz und die Muringbojen, die zum Festmachen da sein sollten, hatten wohl einen Ausflug gemacht. Wir drehten ab, sauer und verunsichert, auf eine Nachtfahrt waren wir nicht vorbereitet. Voraussichtliche Ankunftszeit in Cascais/Lissabon: der frühe Morgen. Wind und Welle gingen allmählich etwas zurück – schönes Nachtsegeln.

Kurz vor der Hafeneinfahrt passierte es dann: ein Speedboot schoss in irrem Tempo an unserem Bug vorbei – kein Problem. Gleich darauf strahlte uns plötzlich ein Lotsenboot mit seinem starken Scheinwerfer an und drängte uns ab. Und dann sahen wir die letzte Tonne – 4 Meter vor uns! Hui, das war knapp! Wie konnte das passieren? Müdigkeit, Ablenkung und ein rotes Licht, das den Namen nicht verdient. Doch gleich darauf hat man uns sogar noch beim Festmachen geholfen. Es ist 2.30 Uhr. Die 17 Stunden Segeln stecken uns noch in den Knochen, als wir am nächsten Tag an unseren endgültigen Liegeplatz verholen und der Stadt unsere Aufwartung machen, wir sahen gleich: Cascais ist ein guter Platz. Nur 40 Minuten mit dem Zug nach Lissabon und Sintra. Cascais feiert sich und so ist jeden Abend auf dem Platz was geboten: Kulturmedaillen müssen an den Mann oder die Frau gebracht werden, am nächsten Tag Tanz, dann Konzert etc. Ein Ausflug mit dem Linienbus nach Sintra ist der Knaller: Palacio da Pena, das Neuschwanstein Portugals, fantastisch in den märchenhaft bewaldeten Hügeln. Auf Lissabon  und die weite Bucht haben die Könige von Portugal (bis 1910) mit ihren hochwohlgeborenen Damen hier geschaut. Nun tun wir es und erfreuen uns an der Ausstattung dieser Sommerresidenz. Unten in Sintra dann das Stadtschloss, auch maurisch angehaucht. Dann gibt es noch ein Schloss und ein ehemaliges Kloster – zuviel für unsere kleinen Köpfe.

Doch langsam wird es wieder Zeit, die Leinen zu lösen und Kurs 180° zu steuern. Nächstes Ziel soll Sesimbra oder gleich Sines sein – die Algarve scheint zum Greifen nah!

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