13 Jun 2019
Portugal – Spanien – Frankreich
Das Kontrastprogramm könnte größer nicht sein. Entlang der Küstenstraße nach Norden haben Großbrände kilometerlang Bäume in schwarze Stangen verwandelt und Ortschaften komplett ausgelöscht. Ein apokalyptisches Szenario, dem die Forstarbeiter immer noch hinterherarbeiten.
In Coimbra hingegen, einer der ältesten Universitäten Europas, ist Aufbruchsstimmung. Aufgewühlt und glücklich wirken die Studenten des Abschlussjahrgangs. Fotos werden gemacht und Lieder gesungen, alle tragen ein letztes Mal die Capa, einen schwarzen Umhang, ganz wie bei Harry Potter auf Hogwards. Zum Schluss werden die Capas in den Innenhof geworfen, die Studentenzeit ist vorüber.
Weiter nach Norden über Aveiro, eine Lagunenstadt, gut geschützt vor der rauen Brandung des Atlantiks, riecht es nach Tang und Salz. Der hier geerntete Seetang wird sowohl in der Küche als auch in der Kosmetik genutzt.
Unser nächster Stellplatz bei Porto ist besonders. Zentrumsnah, aber in einem Naturpark gelegen, zu dem wir jeden Tag freien Eintritt haben. Claudie und Dietmar, die uns besuchen kommen, können im Gästehaus Quartier nehmen. Bei einem Besuch der Altstadt sehen wir mit großer Freude, dass die Renovierung der historischen Bausubstanz in den letzten Jahren gut vorangekommen ist. Bei unserem letzten Besuch 2011 schien es uns, dass vieles vom Verfall und Abriss bedroht war. Hier gibt es endlich einen kommunalen Plan zur Erhaltung.
Gemeinsam ziehen wir weiter den Douro entlang. An seinen Hängen werden die Trauben für den Portwein angebaut. Die Landschaft ist lieblich und die Straßen kurvig. Bei einem Abendessen auf der Wiese hinter dem Campingbus lassen wir den Tag Revue passieren. Leider trennen sich hier unsere Wege. Uns zieht es weiter nach Spanien, wo wichtige Stationen des Jakobsweges unsere Route kreuzen.
Im Verlauf wechselt die Landschaft, vom hügeligen Getreideanbau zu den steilen Hängen der Pyrenäen-Ausläufer. Ein Weingut am Jakobsweg spendet sogar 100 Liter Wein täglich für die erschöpften Wanderer, die daraufhin nur noch müder werden können – so gibt es einen Hahn für Rotwein und einen für Wasser. Klar, dass der Hahn für Rotwein zur Abendstunde uns keinen roten Tropfen mehr abgibt.
Wir erreichen St.-Jean-Pied-de-Port, Start so vieler Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Aufgewühlt ist die Stimmung derer, die hier starten, während am ersten Brunnen aus dem Norden eingetroffene Pilger ihre geschundenen Füße kühlen. Hier blüht es und dazu weht immer eine Brise von den Pyrenäen. Der Heuschnupfen plagt mich, wir lassen die Jakobspilger ziehen und suchen selbst die Nähe zum Meer. Bordeaux, obwohl nicht ganz am Meer, verschafft mir schon Linderung.
Bordeaux zum zweiten: Es ist wieder traumhaft, Cafes, Restaurants, die Weingüter und die herrlichen Altstadtgassen – ein Traum. Doch bald wird es regnerisch und La Rochelle, nun ganz am Meer, ruft uns. Wunderbar der Stellplatz in Nähe des Zentrums und, welches Glück, es ist Eventwoche, alles dreht sich ums Meer, Segeln, Boote, die Marine und die Hafenanlagen. Auch der ehemalige deutsche U-Boot-Stützpunkt, Drehort für den Filmepos „Das Boot“, soll zugänglich sein. Da packt uns die Neugier!