5 Aug 2011

Portugiesische Gastfreundschaft

Geschrieben von eva

Endlich – wir haben es geschafft und Lagos verlassen! Nach so langer Zeit verbindet uns so viel mit der liebenswerten Stadt, dass uns der Abschied schwer fällt. Aber es gibt auch viel Neues zu entdecken: Nächster Hafen ist Albufeira. Wir haben von anderen Seglern schon gehört, dass der Hafen ziemlich außerhalb der Stadt liegt und somit auch nicht wirklich attraktiv ist. Die Anmeldung am Hafen dauert eine halbe Stunde – bisheriger Rekord. Was die alles wissen wollen, grad dass sie nicht nach Schuh- und Körbchengröße fragen! Die Auskunft, dass es beim nächsten Mal nicht so lange dauert, beruhigt uns ungemein…. Den Hafen gab es vor einigen Jahren noch gar nicht und er wurde in eine kleine Bucht gesprengt. Überall außenrum sind noch die Baustellen, nur die Häuser direkt am Hafen sind schon fertig und teils bewohnt. Sie erinnern an Häuser im Legoland, verschachtelt gebaut und in ganz vielen Pastelltönen gehalten. Das war´s dann aber auch mit der Attraktivität des Hafens. Die Duschen und Toiletten sind in einer Parkgarage untergebracht – gut, dass wir nachts nicht raus müssen. Der Ort selbst, den man nach einem 20-minütigen Marsch erreicht, ist voll auf die Touris eingestellt. Abends ist hier die Hölle los, ein Restaurant am anderen, dazwischen Ramschläden. Wir bleiben nur 2 Tage hier.

Wir wollen nachsehen, was es mit Culatra auf sich hat, das uns schon von sehr vielen Seglern empfohlen wurde. Culatra ist eine Insel vor Faro, hier kann man nur ankern. Sven und Lisa von der Randivåg haben uns per Mail geschrieben, dass sie dort eine Woche waren. Wow, so lange, denken wir – ohne zu ahnen, dass auch wir dort genauso lange bleiben. Die Einfahrt zwischen 2 Inseln ist ziemlich tricky. Auf dem Weg dorthin fahren wir über eine Sandbank und haben nur noch 90 cm Wasser unter unserem Kiel – wir sind wieder mal froh, nur einen geringen Tiefgang zu haben. An der Einfahrt selbst brodelt das Wasser, denn durch den Tidenhub strömt ziemlich viel Wasser rein bzw. raus. Ein kleiner Katamaran fährt vor uns durch (trotz der „falschen“ Zeit) und daraufhin folgen wir ihm. Anderenfalls hätten wir 2 Stunden vor der Insel ankern müssen, um die Flut abzuwarten. Am Ankerplatz hinter der Insel suchen wir uns in dem riesigen Ankerfeld mit ca. 30 anderen Jachten einen Platz etwas außerhalb und lassen den Anker fallen. Ein schönes Gefühl! Am nächsten Tag dann das Dinghi klargemacht und am kleinen Fischerhafen festgemacht. Der Ort erinnert mich an meine Ferien in Rosapineta, als ich noch ein kleines Mädel war. Kleine Häuschen mit überdachter Terrasse, es ist wirklich beschaulich hier. Es gibt auf der Insel keine Autos – nur etliche Traktoren, mit denen die Waren von der Fähre über den Sand zu den Lokalen und Häusern transportiert werden. Die Wege bestehen aus Betonplatten, die aneinandergereiht sind. Um zum großen Strand an der Außenseite der Insel zu gelangen, müssen wir etwa 20 Minuten durch den Ort und über einen Bohlenweg marschieren. Der unbewohnte (und auch größte) Teil der Insel besteht aus Sand und niederem Gebüsch, so stellen wir uns die Steppe vor. Alles ist trocken, im Mai gab es den letzten Regen. In eben diesem Gebiet trauen wir unseren Augen kaum: ein kleines sandfarbenes Chamäleon schaukelt gemächlich über einen bei Ebbe trockenen Priel. Als es dann in einem Gebüsch verschwindet, ist es nicht mehr zu sehen. Was haben wir für ein Glück – und natürlich keinen Fotoapparat dabei!

Um auch die Umgebung zu erkunden, machen wir einen Ausflug mit der Fähre nach Olhão. Der Ort ist recht ansprechend und wir kehren für ein Mittagessen in einem kleinen Restaurant ein. Wir essen sehr gut – die Seezunge war köstlich! – und unterhalten uns mit dem Wirt. Na gut, Unterhaltung kann man es nicht wirklich nennen, da unsere Portugiesisch-Kenntnisse sich mit den Englisch-Kenntnissen des Wirts etwa die Waage halten. Aber wir verstehen uns soweit, dass er uns von seinem Motorboot erzählt und wir ihm Fotos unserer OOROS zeigen. Sein Schiff liegt in Farol, einem Nachbarort von Culatra, wo die Familie auch ein kleines Häuschen hat. Am Sonntag machen sie immer einen Ausflug und wollen dabei auch nach unserem Schiff Ausschau halten.

Und tatsächlich: Am Sonntag spätvormittags, wir sitzen gerade und lesen so vor uns hin, mit keinem Gedanken an die Wirtsleute, kommt plötzlich ein kleines Motorboot mit 4 winkenden Leuten auf uns zu! Paula und Armando mit ihren 9-jährigen Zwillingen Catarina und João, laden uns ein, mit ihnen mitzufahren. Also schnell die Badesachen eingepackt und los. Es ist unglaublich: Obwohl wir uns so gut wie gar nicht unterhalten können, haben wir viel Spaß zusammen. Mit Kauderwelsch und Händen und Füßen geht das schon. Sie bringen uns zu einer deutsch-portugiesischen Familie, damit wir zumindest für kurze Zeit einen Dolmetscher haben. Wir sind den ganzen Tag unterwegs und abends fahren wir gemeinsam mit dem Auto nach Faro, um bei der fiesta do marisco, einem „Meeresfrüchte-Volksfest“ , den wunderschönen Tag ausklingen zu lassen. Es ist echt unglaublich!

Leider sagt der Wetterbericht ziemlich starken Wind an, so dass wir nach einer Woche hier in Culatra, die viel zu schnell vergangen ist, in einen Hafen verholen wollen. Wir haben miterlebt, wie eine Nachbarjacht auf Drift gegangen ist, weil der Anker nicht mehr gehalten hat. Es ist zum Glück nichts passiert, aber wir wollen nicht 3 Tage lang auf Kohlen sitzen und hoffen, dass unser Anker und der der Nachbarlieger hält. Also auf nach Vilamoura!

Hier erwartet uns das volle Kontrastprogramm. Schickimicki ohne Ende, Mercedes und Porsche sind hier schon fast unteres Niveau, direkt am Hafen parken ein Ferrari, mehrere Hummer und Maserati. Und es gibt natürlich etliche wirklich große Motorjachten. Wir freuen uns immer schadenfroh darüber, wenn wir sie an den Tankstellen sehen und stundenlang Diesel reinlaufen lassen. Da genießen wir es immer doppelt, alleine mit Windkraft auch große Strecken bewältigen zu können. Aber vorerst bleiben wir noch hier, wir wollen bei Starkwind im sicheren Hafen bleiben und dann auf ein Wetterfenster warten, um die Überfahrt nach Porto Santo bei Madeira zu wagen.

Da Ihr uns ja nun schon gut genug kennt, wisst Ihr ja, dass bis dahin noch einige Zeit vergehen kann 😉

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