24 Jul 2011

Segleralltag im Hafen

Geschrieben von florian

Manche von Euch könnten sich die Frage stellen: Was macht der ambitionierte Ozeansegler den ganzen Tag? Wenn er schon über 4 Wochen am selben Ort weilt und wir von ihm erfahren haben, dass der Strand nah und breit ist und die Marina zentral liegt – soll heißen, es ist nicht weit zur nächsten Bar und er überlegt, für welchen Cocktail er sein Geld heute abend ausgeben soll und ob er dem freundlichen Drummer, der sich schon mal mit ihm unterhalten hat, auch euphorisch genug applaudiert hat.  

Während wir hier im kalten Deutschland das Frühstück für 4 Leute richten, alle langsam eintrudelnd sich lustlos an den Tisch setzen, schreibe ich schon den Einkaufszettel für Aldi und Co., trage noch schnell die Wäsche in den Keller und hoffe, dass die Waschmaschine sie fertig wieder ausspuckt, wenn ich zurück bin.

Ganz einfach: wir richten das Frühstück, es besteht aus Müsli, wenn es schnell gehen soll, weil die Nacht kürzer und der Morgen im Bett länger geworden ist oder es gibt Brot, Schinken, Ei, Marmelade usw., dann schauen wir, was wir brauchen, insbesondere für die Weiterfahrt, die jetzt schon seit Wochen angedacht und geplant wird, doch ein Grund hierzubleiben findet sich immer. Es ist entweder zu viel Wind oder zu wenig oder ein Ausflug mit dem Auto, dem Roller oder dem kleinen Beiboot mit dem 3 PS-Außenborder auf die brüllende See zu den vorgelagerten Grotten ist geplant.

 Im Übrigen gilt der Spruch: „Jeder Segeltag ist ein verlorener Hafentag“!

 So werden also meist die Räder vom Schiff gehoben, um zu Aldi oder Lidl zu fahren und endlich mal wieder Sauerkraut und Schweinshaxe zu essen. Das ist doch mal wieder was! Und die Salsiccia typo Berner, soll heißen Berner Würstl, also alles wie zuhause. Nur ist der Kühlschrank wesentlich kleiner und ein Gefrierfach nicht vorhanden. Und die Nahrungsbeschaffung meist anstrengender ist als in Kolbermoor. Mit der Wäsche verhält es sich ähnlich: sie muss in die Waschküche getragen werden, was schon mal in einem mittleren Spaziergang mündet, besonders wenn man vergessen hat, die Wertmarken im Hafenbüro zu kaufen. Also alles nicht so einfach. Aber beschweren wollen wir uns trotzdem nicht, denn unsere Regenschirme haben wir seit Ende Mai nicht mehr gebraucht. Und seitdem tragen wir nur noch kurze Hosen zu den zu kurz gewaschenen Polos.

Aber die Grottenfahrt war ein Schmaus, so haben wir uns an die gewerblichen Grottenfahrer drangehängt, um überhaupt zu sehen, wo man reinfahren kann. Mancher Steinbogen ist so schmal und niedrig, dass man nur bei Ebbe hineingelangt.  Drinnen dann herrliche Farb- und Lichtreflexe. Aber auch Tavira, schon nahe der spanischen Grenze, hat sich gelohnt. Die Stadt ist ein Kleinod von Karthagern und Phoeniziern gegründet und ca. 500 Jahre von den Mauren ausgebaut und befestigt, war sie später der bedeutendste Hafen nicht nur für die Fischerei an der ganzen Algarve. Doch diesen Rang musste sie längst an Faro abtreten, nachdem die Zufahrt versandet und die Sardinenschwärme ausgeblieben sind.

Doch jetzt Euch viel Spaß beim Betrachten der Bilder!

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