Seit Wochen denken wir über die Rückfahrt von Martinique nach Grenada nach. Wie lange wollen wir noch bleiben? Auf welchem Weg wollen wir zurücksegeln – direkt oder in kleinen Schritten über die vielen Inseln dazwischen? Der Termin 15. Juli in der Port Louis Marina steht und wir freuen uns auch schon wieder sehr darauf, die Freunde in Grenada zu sehen.
Doch auch in Martinique hält uns einiges: es gibt unheimlich viel zu sehen, wie Ihr unseren vorhergehenden Einträgen entnehmen konntet, wir lernen auch hier wieder viele nette Leute kennen und treffen bereits bekannte Segler wieder und zuletzt läuft ja auch noch die EM. Wir haben alle Spiele angeschaut und müssen jetzt ja fast zwangsläufig noch bis zum Finale bleiben! Hier auf der französischen Insel können wir sicher sein, dass die Spiele auch alle übertragen werden. Und schlussendlich müssen wir auch noch auf das richtige Wetter warten.
Endlich ist es da! Wir wollen montags noch mit dem Schiff an die Tankstelle fahren, um Diesel- und Wassertank aufzufüllen und dann am gleichen Tag noch bis St. Lucia segeln, um dort nach einem Übernachtungsstopp am nächsten Tag mit einer Nachtfahrt Grenada zu erreichen. Bis zur Rodney Bay in St. Lucia klappt ja alles nach Plan, aber dann will Florian doch keine Nachtfahrt mehr einlegen. Als wir die Marigot Bay in St. Lucia passieren, überfällt ihn so eine Sehnsucht nach der hübschen Bucht, in der wir vor 2 Jahren schon eine schöne Zeit verbracht haben, dass wir dann auch dort abbiegen. Da wir einklarieren müssen und mit der Mooringboje auch das Recht erworben haben, die Hotelanlage zu nutzen, bleiben wir kurzentschlossen zwei Nächte dort und verbringen den „freien“ Tag am Hotelpool mit allen Annehmlichkeiten. Die Entscheidung war goldrichtig, denn die ganze Nacht zucken Blitze am Himmel, gefolgt von Donner, der im ganzen Schiff zu spüren ist. Da wäre es draußen ziemlich unangenehm, wenn nicht sogar gefährlich.
Sollen wir es doch nochmal mit einer Nachtfahrt probieren? Nein, denn in St. Vincent gibt es einen TO-Stützpunkt in einem von einer Deutschen geführten Restaurant, das der Skipper unbedingt besuchen will. Mit dem letzten Tageslicht fahren wir dort an die Boje und genießen einen wunderbaren Abend im „Rock Side Cafe“ in der Nähe der berühmtberüchtigen Wallilabou-Bay.
Wieder steht die Frage im Raum: Nachtfahrt nach Grenada? Nein, denn im Kanal zwischen St. Lucia und St. Vincent hat es bei nicht zu geringer Welle heftig geblasen und Florian will diese Bedingungen nicht nachts bekommen. Also Zwischenstopp in Bequia, wo wir Ingrid und Jürgen von der MariaConcordia wieder treffen und auch gleich dort an Bord einen geselligen Abend verbringen.
Auf dem Weg nach Bequia ereilt uns das Anglerglück: mit unserer neuen Angel, die wir von Martina und Dietmar bekommen haben und noch mit einer Rolle, Leine und Köder versehen haben, wollen wir einen Fisch fangen. Kurz vor Bequia, ich will gerade die Angel einholen, damit wir in Ruhe in die Bucht fahren können, geht die Leine auf Zug. Ich kurbele wie ein Weltmeister und sehe immer wieder den großen orangefarbenen Fisch an der Oberfläche. Florian lacht mich schon aus und glaubt nicht an den großen Fang. Doch tatsächlich, als ich es endlich schaffe, unseren Fang näher ans Boot zu holen, ist auch Florian überzeugt, dass es heute Abend Red Snapper gibt. Der Fang leistet zwar wenig Widerstand, aber uns fehlt es ja auch an Erfahrung, ist es doch erst unser zweiter Angelversuch in 6 Jahren. Endlich holen wir unseren Fang an Bord und er stellt sich als wunderbar orangefarbener, mit rotem Garn eingefasster – Lappen – heraus. Er hat sich leider nicht für die Pfanne geeignet!
In der Zwischenzeit habe auch ich festgestellt, dass es eigentlich viel schöner ist, die Strecke zwischen Martinique und Grenada in kleinen Etappen zurückzulegen. Die Marina bekommt auch Bescheid, dass wir nun ein paar Tage später kommen. An jedem Stopp haben wir wunderbare Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Auch wenn ich anfangs ziemlich gemurrt habe, muss ich doch zugeben, dass es die bessere Alternative ist. Und nur durch unsere vielen Stopps erreichen wir endlich die Tobago Cays, Traum vieler Segler und eines der schönsten Fleckchen in der Ostkaribik. Hier bleiben wir auch zwei Nächte, damit wir tagsüber schnorchelnd die wunderbare Unterwasserwelt mit Schildkröten, Rochen und vielen, vielen Fischen in dem herrlich türkisfarbenen Wasser erkunden können.
Das Anglerglück war uns dann noch noch hold: auf dem Weg von den Tobago Cays nach Carriacou haben wir gleich zwei Fische gefangen! Zwei Gelbschwanzschnapper, jeweils von der Größe einer Forelle – perfekt für’s Abendessen. Wobei uns die armen Tiere doch ziemlich Leid getan haben. Es war unser erster Fang in 6 Jahren! Na gut, es war auch erst der dritte Versuch…
Den Zwischenstopp in Carriacou nutzen wir zum Einklarieren, waren wir doch in St. Vincent „illegal“, weil wir dort nicht ein- und ausklariert hatten. Das ist dann doch wieder ein besseres Gefühl.
Das Ankommen in der Port Louis Marina ist wie nach Hause kommen. Oder in einen superbequemen Hausschuh schlüpfen. Wir bekommen fast wieder den gleichen Platz wie beim letzten Mal, werden ringsrum herzlich begrüßt und fühlen uns einfach wieder sauwohl!